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Eisfahrt 2008 Konstanz–Iznang


Das Abenteuer wartet vor der Haustüre.

  Bodensee: Wieder einmal war auch der Lindauer-Kanu-Club bei der traditionellen Eisfahrt dem “Klassiker” der Seekajaker vertreten. Der Wetterbericht vom Freitag und Samstag “versprach” eine wahre Eisfahrt. Windböen mit über 50 km/h ,Schneefall, leichte Minusgrade waren angesagt. Trotzdem oder gerade deswegen fanden sich rund Hundert Teilnehmer aus dem gesamten Badischen, Württembergischen und Schweizer Raum in Konstanz am Start ein. Eugen Schuhmann der 1. Vorsitzender des Lindauer-Kanu-Club war der Meinung, dass auch Bayern wieder einmal vertreten sein sollte und entschloss sich trotz der widrigen Wettervorhersagen teilzunehmen. Ist der innere Schweinehund überwunden stellt sich doch schnell eine Vorfreude auf dieses “Kleine Abenteuer vor der Haustüre” ein.

  39.Eisfahrt. Die Eisfahrt findet in ununterbrochner Folge seit 39 Jahren am Totensonntag im November statt. Ausrichter ist der Bodensee-Kanu-Ring. Gestartet wird immer beim Kanu-Club Konstanz. Das Ziel ist das Bootshaus des Kanu-Clubs Singen in Iznang. Die 17 km lange Strecke führt normaler Weise auf der südlichen Seite an der Reichenau vorbei, mit einem Zwischenstopp am Bootsanleger. 17 km sind sonst leicht in einer Halbtagestour zu bewältigen. Bei stehendem Gewässer sind natürlich auch tatsächliche 17 km zu paddeln.

  Pünktlich zum Start um 06.30 Uhr mit dem Pkw in Lindau setzten Schneeschauer ein. Schon fast bereute der Lindauer Kanute seinen Entschluss, aber die großspurigen Ankündigungen zur Teilnahme waren nicht mehr rückgängig zu machen. Je näher Konstanz rückte, desto besser wurde die Wetterlage, aber auch die Vorfreude alte Bekannte wieder zu treffen und gemeinsam zu paddeln. Auf dem Geländes der Konstanzer Kanu-Clubs verließen die “ganz harten” Paddler gerade ihre Zelte um sich bei einem kräftigen Frühstück für das bevorstehende Abenteuer zu stärken. Es schien zwar die Sonne aber teilweise wehten kräftige Böen aus Südwest.

  Um 10:30 Uhr starteten rund 60 Kanus, meist Einerkajaks, aber auch ein paar einzelne Zweierkanadier und zwei Mannschaftskanadier im Konstanzer Trichter. Hoffte man noch, die Strömung im Trichter würde anfangs die Paddelarbeit erleichtern, wurden die Paddler jedoch sofort eines Besseren belehrt. Im Trichter blies ein gehöriger Gegenwind.

  Beim schweizerischen Gottlieben, dem Übergang vom Seerhein in den Untersee, flachte der Wind etwas ab. Nahezu strahlender Sonnenschein, mit leicht weißgepuderten Hügeln, bei rund 0 Grad Außentemperatur, versprachen eine angenehme Eisfahrt.

  Kritische Wassertemperatur. Im Untersee kurz vor der Insel Reichenau frischte der Südwestwind jedoch wieder auf. Teils leichte Schaumkronen verbunden mit dem rund 8 Grad kalten Wasser bergen jedoch ein Risiko. Eine Paddlerfaustregel besagt, unter 10 Grad Wassertemperatur bedeutet bei einer Kenterung jedes Grad eine Minute Überlebenszeit.

  Aufgrund umsichtiger Planung und durch Unterstützung der Wasserschutzpolizei und der DLRG kam es im Rahmen der Eisfahrt noch nie zu einer ernsthaften Kenterung. Es wird deshalb von den Teilnehmer ausreichende Paddelerfahrung, sowie die nötige Ausrüstung - unsinkbare Boote, Kenterwäsche, Schwimmwesten - verlangt. Für Nebel oder starken Schneefall muss mindestens ein Kompaß oder Navi, besser jedoch beides, mitgeführt werden.

  Aufgrund des auffrischenden Südwestwindes wurde die Reichenau, wie zuvor an der Fahrtenbesprechung erklärt, nördlich umpaddelt. Leider hielten sich auch dieses Jahr wieder viele nicht an die Anweisung. Nach Durchquerung des Bruckgrabens herrschte im Gnadensee herrlicher Sonnschein und nahezu Windstille. Ein wahres Paddelvergnügen. Nach einer kurzen Rast in der Nähe des Klosters Reichenau brachen die Paddler gestärkt zur zweiten Etappe auf. Noch rund 7 km bis zum Ziel in Iznang. Kaum verließen die Kajaks jedoch den Windschatten der Reichenau war Paddelarbeit angesagt. Der jetzt doch recht starke Südwestwind trieb recht heftige und unregelmäßige Wellen vor sich her.

  Nasse Neoprenhandschuhe und klamme Finger. Schnell musste Schuhmann vom LKC feststellen, dass jetzt die Neoprenhandschuhe nicht mehr ausreichten,. Leider lagen die warmen Ersatzhandschuhe gut verstaut unter dem hinteren und unerreichbaren Lukedeckel. Aber gerade bei widrigen Verhältnissen finden sich schnell weitere Paddler zu kleinen Gruppen zusammen um gemeinsam die kritischen 3 km offenen Sees zu überqueren. Denn bei einer Kenterung ist man auf schnelle Hilfe angewiesen. Aber auch an die wärmeren Ersatzhandschuhe kommt man ohne freundliche Hilfe nicht ran. Deshalb stabilisierten zwei Paddler mit ihren Booten das Kajak des Lindauer Kanuten, damit einer der Helfer aus dem hinteren Stauraum die Paddelhandschuhe holen konnte. Mit jetzt wieder halbwegs warmen und vor allem trockenen Fingern konnte man gemeinsam die kritische Passage anpacken. Der starke seitliche Gegenwind verlangte den Paddlern einiges ab. Gefühlt schienen die Arme immer länger zu werden, die Unterarmmuskeln verhärten langsam. Nur nicht nachlassen, das gegenseitige Ufer rückte stetig näher. Konzentration war angesagt, ungut wenn man von einer seitlichen Welle erwischt würde. Unkonzentriertheit könnte dann schon zu einer Kenterung führen. Beruhigend, dass doch immer wieder mal die Wasserschutzpolizei kreuzte.

  Endlich Windschatten. Bald jedoch erblickten die Paddler deutlich die Ruine der Schrotzburg und dies bedeute eine sichere Weiterfahrt im Windschatten der Höri-Halbinsel . Die restliche Etappe konnte wieder etwas entspannt angegangen werden und bald schon erblickten die Kanuten das neue Bootshaus der Singener Kanufreunde. Bei leckerem Essen und heißem Punsch erholten sich die Paddler schnell von den Strapazen und planten bereits die Touren fürs nächste Jahr.

Eugen Schuhmann


Ergänzung des BKR-Wanderwarts Andreas Mattes:
  Teilgenommen haben ca 90 Paddler 20 Vereinen oder Einzelpaddler aus Baden, Württemberg, Bayern, Östereich und der Schweiz. Ebenfalls dabei waren zwei Drachenboote, eines aus Ulm, das andere aus Konstanz.




Gute Ausrüstung ist gefordert...


Den Rhein hinunter...


Durch den Bruckgraben...


Empfang am Jachthafen...


Pause im Sonnenschein...


Die Alpen grüssen aus der Ferne...


Ankunft in Iznang...


Bei der Essensausgabe...


Zusammen im Clubhaus des KC Singen...


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