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 BodenseeUmrundung 2007

16. Bodenseeumrundung 2007
Zwei Berichte von begeisterten Teilnehmern

Bericht Bodenseeumrundung 2007

      Oft haben Herbert Bodes und ich schon den Bodensee befahren, teils kreuz und quer, teils im Sinne einer Umrundung, am häufigsten zusammen mit Ernst Wehowsky. Dieses Jahr nahmen wir Rücksicht auf Herbert Crass und verbrachten die schönen Tage Ende April mit ihm auf der Weser. Jetzt waren aus beruflichen Gründen, auch wetterbedingt, viele Wochen ins Land gegangen und der Juli neigte sich seinem Ende zu.
      Herbert und ich waren uns einig, dass es wieder der Bodensee sein sollte und Herbert, der immer besser informiert ist, brachte eine geführte Wanderung des Bodensee-Kanu-Rings als Vorschlag. Ich hatte so meine Bedenken, schliesslich bin ich ja schon in die Jahre gekommen, in denen die Kraft und natürlich die Ausdauer nachlassen und ich hatte seit April kein Paddel mehr angerührt. Aber wir sagten uns, dass wir ja, wenn es sich herausstellte, dass wir nicht mithalten könnten, auch wieder aussteigen könnten.
      So reisten wir dann am 22.07. an, gemeinsam, aber jeder mit seinem eigenen Wagen, um besser beweglich zu sein. Früh am Nachmittag trafen wir in Radolfzell beim Kanuclub ein, fanden einen guten Zeltplatz an einer Hecke, weil die anderen Teilnehmer zum grössten Teil erst später eintrafen. Herbert kannte schon mehrere von ihnen, mit den anderen machten wir uns bekannt.
      Der erste Tag war durch ein sportliches Grossereignis mit Volksfestcharakter etwas unruhig, auch die Nachruhe war gestört, allerdings nicht für mich - mein Schlaf war tief und so waren Herbert und ich am nächsten Morgen die Ersten, die aus den Zelten und Schlafsäcken fanden und sich fertig machten. Die Fahrt zu Beginn war offenbar als Test gedacht - 47 km von Radolfzell bis Schaffhausen, wie wir bei der Fahrtenbesprechung am Vorabend erfahren hatten.
      Pünktlich um 9 Uhr morgens waren wir auf dem Wasser, mussten uns dann zu einem Gruppenbild arrangieren und dann ging es los. Ruhig, aber durchaus zügig ging es über den See zum gegenüberliegenden Bootshaus KC-Singen in Iznang und dann im weiten Bogen um das NSG Gundholzer Horn herum in den Hochrhein, immer schön am Ufer entlang. Es war nicht zu warm, ein leichter Wind, meist als Schiebewind, begünstigte unsere Fahrt und so erreichten wir in gut 2 Stunden Wangen, um dort zu unserer ersten Ruhepause an Land zu gehen. Unsere Gruppe war nicht vollständig, da nicht alle, die sich gemeldet hatten, angereist waren.
      Unser Gruppenleiter war Harald, ausserdem begleitet uns der Präsident des Bodensee-Kanu Rings, Manfred Schweizer, der sich immer wieder um die Nachzügler kümmerte. Im Geiste verglich ich ihn mit einem Schäferhund, der seine Herde schön zusammenhält. Ich hatte auch guten Grund dazu, denn ich merkte schnell, dass ich bald anfing zurückzuhängen. Alter, mangelndes Training, vielleicht auch ein nicht sehr schnelles Boot brachten mich bald auf den letzten Platz. Immerhin bis Stein konnte ich einigermassen Anschluss halten. Dort gingen wir wieder für eine einstündige Rast mit Stadtbesichtigung an Land, genossen ein Schweizer Eis, aber beim erneuten Start streikten meine Hand und mein Unterarmmuskel, ich hatte heftige Krämpfe, konnte kaum mein Paddel festhalten.
      Einer von 3 Zweiern leistete mir erste Hilfe, damit ich an meine Medikamente kommen konnte: Chinin, das mir auch bald half und ich dann ohne weitere Medikamente weiterpaddeln konnte. Manfred Schweizer hatte mitbekommen was da lief – oder eben nicht lief- und hatte mit einem lauten Hornsignal die übrige Gruppe angehalten, sodass ich den Anschluss nicht verlor. Mit Hilfe der kräftigen Strömung des Hochrheins kam dann auch ich gut vorwärts, aber als wir uns dann Schaffhausen näherten, war ich schon bald wieder in der Nachhut. Das Anlanden ging dann wieder mithilfe von Herbert ohne Probleme.
      Die Boote wurden auf zwei Anhänger verladen und dann ging es zurück nach Radolfzell. Herbert und ich bekamen einen Platz in einem Auto, einige mussten mit dem Zug nachkommen. Dann konnten wir uns erholen, reichlich Bier am Abend und Wurstsalat beseitigten rasch den Verlust an Flüssigkeit und Kalorien. In der Nacht gab es ein kurzes Gewitter mit Regen und Abkühlung, aber am nächsten Morgen schien alles wieder in Ordnung zu sein. Aber bald verschwand die Morgensonne. Als wir wie üblich pünktlich um 9 Uhr aufs Wasser gingen, war die See ruhig, bis wir Mettnau und den Gnadensee erreichten. Dort spürten wir schon den Wind. Das Wasser wurde recht unruhig und ich machte meine Spritzdecke zu, zog die Paddeljacke an und dann ging es durch immer höhere Wellen zum Schlafbacher Horn. Der Wind kam von rechts hinten, die Boote wanden sich korkenzieherartig durch das Wasser. Leider nicht zur Reichenau, das verbot sich bei brechenden Wellen und Schaumstreifen. Längst hatten wir bemerkt, dass rund um den See die Warnblinklichtanlagen im Gange war und so waren wir erleichtert, als wir unsere Boote auf dem flachen, aber steinigen Ufer vor Allensbach anlanden konnten. Leider gelang es mir nicht rechtzeitig mein Steuerruder einzuziehen – und das sollte Folgen haben. Aber zunächst suchten wir vor dem heftigen, wenn auch nicht kalten Wind Schutz hinter den Bäumen und dem Gebüsch am Ufer. Dann wurde ein bewohntes Ferienhaus entdeckt: eine junge Frau mit vielen Kindern – eigenen und Nichten und Neffen – half uns, es uns gemütlich im Windschatten des Hauses zu machen, brachte uns heisses Wasser für Tee- und Kaffeezubereitung.
      Das war alles schön und gut, aber wir kamen nicht weiter und das Risiko zur Reichenau überzusetzen, um dann im Windschutz zu dem Durchbruch durch den Damm zu paddeln, erschien zu gross. Immer, wenn wir dachten, jetzt lässt der Wind nach, brieste es wieder auf. Wolkenbänke mit dunklen Regenschauern kündigten an, dass das Wetter gar nicht daran dachte, besser zu werden. Irgendwann kam dann der Befehl, wieder in die Boote zu gehen. Wieder half mir Herbert, dann war ich neben Harald und tanzte mit den Wellen auf und ab. Er sagte mir, ich solle mich am Ufer halten. So zog ich los in Richtung Allensbach. Zunächst allein an der Spitze, was mich nicht nervös machte. Bald wurde ich aber wieder eingeholt. Aber das Vergnügen war bald zu Ende – die See war zu grob. Wir mussten wieder an Land, erneut an einem steinigen Ufer aussteigen. Wie sich herausstellte, war die Gruppe dort nicht vollzählig. Drei der Vermissten fand ich in einem Hafen. Sie hatten eine viel bessere Landestelle gefunden. Harald beobachteten wir mit dem Fernglas wie Kurs auf Reichenau nam Wir nahmen an, dass er von dort nach Konstanz gepaddelt. Da auf ein Nachlassen des Windes nicht zu hoffen und der Nachmittag schon vorgeschritten war, mussten wir eine Lösung für die Nacht finden. Helga und ich suchten den zwei bis drei Kilometer weiter östlich gelegenen Campingplatz auf. Dort bestanden gute Landemöglichkeiten. Aber wie dorthin kommen? So wurde dann der Transport mit dem Kanuhänger organisiert, alle Boote eingesammelt und nach Konstanz transportiert.
      Die meisten von uns mussten mit dem Zug nach Konstanz fahren. Dort machten wir noch einen strammen Marsch bis zum Konstanzer KC, immer schön im prasselnden Regen. Im Bootshaus war dann bald aller Stress vergessen. Harald war schon vor uns angekommen. Wärme, eine Wurstsuppe und viele Salate sorgten für eine rasche Erholung. Die nassen Sachen wurden getrocknet, die Nachtlager teilweise im Bootslager aufgeschlagen und dann kamen wir spät zur Ruhe. Diese Ruhe war allerdings nicht ungestört, denn nach Mitternacht wurde ich von Helga geweckt. Ein Ehepaar aus Göttingen, Conrad und Hille, ging es schlecht. Nach einer akuten Magen-Darm-Erkrankung hatten sich bei beiden schwere Kreislaufprobleme eingestellt. Es blieb uns nichts anderes übrig, als auch Manfred aus seinem Schlummer zu reissen und mit seiner Hilfe den Notarzt und den Transport ins Krankenhaus zu organisieren.
      Zwar konnte im Krankenhaus der Kreislauf der beiden rasch wieder stabilisiert werden, aber am nächsten Morgen erklärten sie doch ihren Abschied aus der Gruppe. Da auch Hannelore aus Konstanz nicht mehr mitmachen wollte, war die Teilnehmerzahl ganz schön geschrumpft. Natürlich habe auch ich mich gefragt, ob das dauernde Hinterherfahren eigentlich noch sinnvoll wäre, abgesehen von den Risken, wenn man praktisch nicht mehr mit der Gruppe zusammen fährt. Aber ich wollte doch sehen, ob ich nicht meine Leistungen während der Tour steigern und zumindest einigermassen mit dem Tempo der anderen Teilnehmer mithalten könnte.
      So stieg ich am nächsten Tag wieder ins Boot, war auch einer der Ersten im Wasser auf dem Weg vom Bootshaus zum Obersee. Dabei lernte ich einen „Schleichpfad“ innerhalb dem Inselhotel Zeppelin kennen und an diesem Tag war auch wieder der Wind schwach oder half sogar beim Vorwärtskommen. Nach dem scheusslichen Wetter vom Vortag war diesmal der Bodensee kaum wieder zu erkennen. Die Sonne schien und die Stimmung war gut. Nur durch die vielen Schiffbewegungen war das Wasser unruhig, es lag eine kabbelige See vor uns, die das Vorwärtskommen doch etwas erschwerte. Wir fuhren dicht am Ufer, mussten aber immer wieder weite Bögen um die Schwimmbäder machen, obwohl nur selten Schwimmer zu sehen waren. Aber um ärger zu vermeiden, übten wir uns in Disziplin, wenn auch nicht ohne Murren. Es erinnerte mich ein wenig an die Szene in Wilhelm Tell, als er vergass, seinen Hut vor der Kappe des Landvogtes zu ziehen, mit den bekannten Folgen des Apfelschusses, seiner Festnahme und dem Tod des Vogtes – alles weitere bei Frau Schiller. Die Küste war überwiegend mit Schilf bewachsen, einzelne Häuser, Bäume. Nach zwei Stunden die obligatorische Rast in Altnau. Der Wirt war ein Original! Einer seiner Witze: Warum haben Schwäne so lange Hälse? Damit sie bei Hochwasser nicht ertrinken! Dann ging es weiter bis Romanshorn, unterhalb des Schwimmbades. Dort holte ich mir an einem Kiosk etwas zu Trinken und zu Essen. Irgendwann hatte es mir bei diesem Unternehmen nämlich den Appetit verschlagen und ich konnte mir kaum die morgendliche Brötchen einverleiben.
      Die Weiterfahrt nach Arbon, ebenso in der Schweiz nach Romanshorn, versuchte ich durch Abkürzen der Luxburger Bucht die Strecke etwas zu verringern. Ich war schon wieder sehr müde und hatte Mühe, mich wieder in der Nähe der Gruppe zu halten. Das Anlanden in Arbon war dann sehr unproblematisch. Wir fanden auf dem Gelände des Schwimmbades Platz für unsere Zelte. Zu Abend assen wir in dem Restaurant des Bades. Wieder schaffte ich nur einen Teil der Mahlzeit, obwohl speziell der Salat sehr gut zubereitet war.
      Eine ruhige Nacht folgte und am nächsten Morgen erlaubte Manfred, Herbert und mir das Abkürzen der Strecke zur unteren Rheinspitz, während der Rest der Truppe wieder am Ufer und an Rohrschach vorbeifahren musste. Nach kurzer Rast ging es weiter. Wieder mit Manfreds Erlaubnis fuhr ich alleine direkt nach Lindau, alle anderen mussten schön am Ufer bis zur Spitze des Dammes paddeln, der den neuen Lauf des Rheins in den Bodensee durch einen Kanal bestimmt und dann durch die Bregenzer Bucht am Ostufer des Obersees nach Lindau.
      Ich hatte eine Ablehnung befürchtet, denn wenn ich auch erklärte, die Verantwortung für meine Alleinfahrt zu übernehmen, wäre es für Manfred und Harald recht unangenehm gewesen, wenn etwas schief gelaufen wäre. Bei schönem Wetter und guten Fahrtbedingungen hatte ich keine Mühe, die zwölf Kilometer zur Insel zu bewältigen und durch das Tor im Eisenbahndamm zum Bootshaus der Lindauer Kanuten zu gelangen. Lediglich die Orientierung machte mir etwas Mühe. Ich hatte keine Brille mitgenommen und musste feststellen, dass ich mit meinem „besseren“ linken Auge alles nur verschwommen sah, was auf eine Bindehautentzündung zurückführte. Bei einem Besuch beim Augenarzt fand sich aber eine Einschränkung auf 66% durch Grauen Star, also wird wohl noch in diesem Jahr eine neue Linse fällig. Ich hatte schon mein Zelt aufgeschlagen, einen Spaziergang durch den Inselteil von Lindau hinter mir, ehe die ersten Boote – an der Spitze wieder ein Zweier – am Bootshaus eintrafen. Abends gingen wir dann gemeinsam zum Essen und genossen einen sehr schönen Abend. Ich muss noch erwähnen, dass ich seit dem Sturmtag von Konstanz unter einem deutlichen Wassereinbruch im hinteren Stauraum zu leiden hatte. Alles, was drin war, musste nach jeder Fahrt getrocknet werden. Die ersten Male hatte ich das darauf zurückgeführt, dass ich die hintere Luke nicht verschlossen hatte. Aber das hat sich nicht bestätigt, denn die Dinge unterhalb des Lukendeckels waren trocken.
      Der kommende Tag war als Ruhetag deklariert worden. Wir wollten nach Bregenz mit der Bahn und Harald hatte eine Gruppenkarte besorgt. Durch ein Missverständnis war Herbert Bodes nicht dabei. Er war aber darüber nicht sehr unglücklich, denn es war eine Fahrt mit der Seilbahn auf den Pfänder geplant und daraus machte er sich nichts. Es ist nicht jedermanns Sache, in einer solchen Schwebekabine zu sitzen und sich vorzustellen, dass irgendjemand aus Versehen eine Betonmischung auf die Kabine fallen lässt. So waren wir bei Regenwetter auf dem Berg angekommen und konnten uns die Gehege der verschiedenen Bergtiere wie Murmeltiere, Bergziegen und Hängebauchschweine ansehen, bis der Regen aufhörte, der Himmel aufklarte und der Bodensee bis nach Arbon und Lindau gut überschaubar war. Harald, Manfred und ich setzten uns in das Restaurant, assen und tranken etwas, dann war die Zeit für die Talfahrt gekommen, drei unserer Begleiterinnen dagegen gingen den Berg auf eigenen Beinen hinunter. In Bregenz erfolgte erst eine Stärkung durch eine kräftige Mahlzeit, dann wurde die Bühne der Bregenzer Seefestspiele besichtigt und schliesslich wurde es Zeit für die Rückfahrt mit dem Dampfer. Die ging sehr viel schneller vonstatten als mit den eigenen Booten und den Rest des Tages konnten wir der Erholung widmen. Abends ging es dann noch einmal ins Städtchen zum Essen und durch einen Schlaftrunk stärkten wir uns gegen eine angekündigte Geburtstagsfeier auf dem Vereinsgelände. Da die Jugendlichen von einem Erwachsenen begleitet waren, kam es zu keinen Exzessen und tatsächlich war unser Nachtschlaf praktisch ungestört.
      Am Morgen regnete es zwar nicht, aber ein steifer Wind aus Südwest straffte die Fahnen auf der Strassenbrücke und kündigte eine bewegte Tagesfahrt an. Eigentlich wollte ich wieder die Strecke verkürzen und durch eins der Tore unter dem Damm mir eine leichtere Tagesetappe verschaffen. Leider aber hatte auch Ingeborg den gleichen Wunsch Harald geäussert und der hatte ausgesprochen sauer reagiert.
      Also ging es unter der Strassenbrücke aus unserem Binnenhafen heraus und in die aufgewühlte See um die Insel. Wir konnten uns wieder im Wellengetümmel profilieren, passierten die Hafeneinfahrt und kamen dann wieder auf die gewohnte Bahn in der Nähe des Ufers. So mogelten wir uns an Wasserburg vorbei und erreichten nach der Bucht von Kressbronn Argenhorn mit seinem Yachthafen. Dort wurde an steiniger Küste eine kurze Rast eingelegt, nur Herbert und ich fuhren weiter nach Langenargen, wo wir bessere Möglichkeiten fanden, an Land zu gehen.
      Vorher aber beobachteten wir eine Manöverübung der Bundeswehr mit Fallschirmsprüngen: aus dem geräumigen Bauch einer Transall entwickelten sich rasch hintereinander 20 Fallschirme mit den dazugehörigen Männern. In der Bucht von Langenargen warteten eine Menge von Schlauchbooten, um die Schwimmer aus dem Wasser zu fischen. Gleichzeitig fand eine Kirmes in Langenargen statt und die braven Bürger konnten die Leistungen der Soldaten bewundern – oder kritisch begutachten.
      Herbert und ich wurden durch die Bundeswehr nicht gestört, sie halfen sogar Herbert beim Landen und wieder in See gehen. Herbert hatte die Zeit genutzt zum Einkauf von Brot, das zu Ende gegangen war, aber auch unsere Pause war kurz, wir mussten die Reststrecke nach Friedrichshafen bewältigen. Da ich zu diesem Zeitpunkt wieder mit den Kräften am Ende war, wurde dieser Teil der Tagesetappe fast zu einem Albtraum für mich. Wieder als letzter kämpfte ich mich Meter für Meter nach Friedrichshafen und dann noch bis zu dem Kanuverein.
      Ich schaffte es auch, wenngleich Manfred und Herbert mich dieses letzte Stück nicht aus den Augen liessen. Manfred meinte hinterher, dass ich meine Arme nur noch kraftlos durch das Wasser gezogen hatte und ich wurde buchstäblich von den früher gelandeten Gefährten samt Boot aus dem Wasser gezogen.
      Vorher hatte ich noch ein unangenehmes Erlebnis mit zwei Rettungsschwimmern, die ein praktisch leeres Schwimmbad gegen unsere Durchfahrt verteidigen wollten und uns attackierten. Ich war schon viel zu benommen, um viel davon mitzubekommen. Mein Versuch, eine verbale Kommunikation mit den beiden aufzubauen, scheiterte daran, dass sie auf meine Worte überhaupt nicht achteten. So waren sie nicht davon zu überzeugen, dass bei solchen Wind- und Wetterverhältnissen es erschöpften Paddlern nicht zuzumuten ist, ein weites Areal nur aus Prinzip zu umfahren. Nachdem ich endlich wieder in der Lage war, auf eigenen Füssen zu sehen, kam Manfred und fragte mich, ob ich mir solche Strapazen weiterhin antun wolle. Ich war ihm sehr dankbar, dass er das Thema von sich aus anschnitt, denn es wäre mir schwer gefallen, von mir aus auf die Weiterfahrt zu verzichten. Herbert hätte es natürlich gern gesehen, wenn ich noch weiter mitgemacht hätte und am nächsten Morgen hat dann auch er auf den Rest der Umrundung verzichtet. Zum Abschluss des anstrengenden Tages wurden wir noch einmal verwöhnt und konnten bei einem Sommerfest der Friedsrichshafener Kanuten mitmachen.
      Am nächsten Morgen mussten wir uns von allen Teilnehmern der Rundfahrt verabschieden, die sich dann wieder zu den Booten begeben wollten und nach überlingen starteten. Allerdings kamen sie nur bis zu dem Nachbarort - Fischbach, wie wir am Abend erfuhren -, so schlimm waren an diesem Tag Wind und See.
      Herbert und ich holten unsere Autos aus Radolfzell, luden unsere Boote und Habseligkeiten und begaben uns auf die Heimreise, die mit vielen Staus garniert war. Wie wir an den folgenden Abenden erfuhren, waren dann die verbliebenen Etappen unproblematisch und die Fahrt wurde zwar dezimiert, aber in froher Laune beendet.
      Mein persönlicher Eindruck von der Rundfahrt war die Tatsache, dass ich mich nicht genügend auf derartige Strapazen vorbereitet hatte, was ich bei meinem Lebensalter unbedingt hätte tun müssen.
      Ich musste feststellen, dass die Anforderungen bei dieser Rundfahrt sehr viel höher waren, als bei den Fahrten, die wir bisher auf dem Bodensee gemacht hatten; dass auch dann gepaddelt wurde, wenn schon die Warnfeuer an den Ufern in Betrieb waren.
      Ich wünsche dem Verband weiterhin viel Freude und Glück bei den zukünftigen Umrundungen und danke allen, die mir dann geholfen hatten, als ich es am nötigsten brauchte. Die Kameradschaft der Gruppe war wirklich beispielhaft und das werde ich nicht vergessen.

      Dr. Herbert Pfuhl Bad Gandersheim

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      Bodenseeumrundung

      Wir, drei Bodenseeumfahrende Thüringer, machten uns auf den Weg, um an der 16. Bodenseeumrundung teilzunehmen. Beim abendlichen Plausch zum Oldietreffen in Kassel hatten wir gehört, dass es die letzte sein soll, die Harald Kallfass organisiert. Also nichts wie hin!
      Vor dem Bootshaus in Radolfzell, unserem Startort, stiessen wir auf Tausende von Menschen. Es stellte sich schnell heraus, dass es nicht unser Empfangskommando war, sondern die Teilnehmer an einer grossen Volkssportveranstaltung. Die Musik ihrer Abschlussveranstaltung liess später unsere Nacht zum Tag werden.
      Abends wurden wir sehr nett von Harald und Manfred (Mani) Schweizer, dem Präsidenten des Bodenseerings, begrüsst. Wir erfuhren viel Wissenswertes über die Region und unsere Fahrt. Handynummern wurden ausgetauscht – zum Teil die falschen, wie sich zwei Tage später herausstellte.
      Am Montag begann unserer Fahrt. Die erste Etappe ging bei bestem Paddelwetter, fast Windstille und Sonnenschein, ohne Gepäck 47 km nach Schaffhausen. Die schöne Landschaft entschädigte uns für die Anstrengungen der Auftaktetappe.
      Abends stiess noch Regine, unsere 16. Teilnehmerin zu uns. Sie hatte die erste Etappe ausgelassen. Nachdem wir erfuhren, dass sie Alleinpaddlerin ist und noch nie an einer Gemeinschaftsfahrt teilgenommen hatte, geschweige an einer Gepäckfahrt, kamen Bedenken auf, ob das gut geht.
      Am kommenden Morgen waren alle zeitig auf den Beinen. Einige zweifelten wohl doch, wie zu Beginn der Gepäcktour, ob ihr geliebtes Boot alles fasst, was sie so mitgeschleppt hatten. Wie so oft stellten sich die Boote als wahre Raumwunder heraus. Bald war die Wiese leer und die Boote auf dem Wasser. Regine hatte, nach nächtlichem Schlaf, beschlossen, die Fahrt mit uns doch nicht anzutreten.
      Gegen 10 Uhr ging`s endlich los! Ruhiger See und ganz leichter Brise. Die Bemerkung eines entgegenkommenden Ruderbootes „Bald gibt es richtigen Wind“ taten wir als Unkenrufe ab – ein Fehler!
      Als wir wenig später die Schwimmwesten anlegten, mussten wir dazu den Windschatten suchen. Unsere Fahrleitung beschloss, statt quer über den See zur Reichenau zu paddeln, zunächst die Bucht auszufahren, um unter Land zu bleiben. Da der Wind immer böiger wurde und gewittrige Schauer kamen, entschlossen wir uns, anzulanden. Wie sich herausstellte auf einem riesigen, parkähnlichen Privatgrundstück.
      Nachdem wir mehr oder weniger frierend etwa 2 Stunden dort verbracht hatten, lernten wir - wie später noch oft - die Gastfreundschaft der Menschen am Bodensee kennen. Statt verärgert darüber zu sein, dass wir in ihre Privatsphäre eingedrungen sind, bot uns die Besitzerin an, Kaffee zu kochen, den wir wenig später auf der Terrasse ihres Gartenhauses tranken. Danke! Nach drei Stunden unfreiwilliger Pause entschlossen wir uns zur Weiterfahrt. Das Ablegen bei auflandigem Wind und noch beachtlicher Brandung war schwierig.
      Rolf und Regina, die allen beim Einsteigen geholfen hatten, bekamen als letzte mehrere Wellen ins Boot und mussten so ein unfreiwilliges Sitzbad nehmen. Bald merkten wir, dass der Wind nur eine kurze Verschnaufpause eingelegt hatte, und so mussten wir nach kurzer Zeit schon wieder anlegen.
      17:30 Uhr Mehrheitsbeschluss – wir riefen einen Kanuverleiher an und lassen uns nach Konstanz bringen. Leider hatte er nur Kapazität für unsere Boote, sodass wir mit dem Zug nach Konstanz fahren mussten. Dort wurden wir mit richtigem Platzregen empfangen und auf dem Weg zu Kanuclub konnten wir die abendliche Dusche vorziehen.
      Ein sehr herzlicher Empfang im warmen Bootshaus mit einer kräftigen Bohnensuppe für alle liess uns diesen „total verrückten Tag“ bald vergessen, zumal noch eine Gitarre von Vanni geholt wurde und wir bis spät in die Nacht unsere Stimmbänder strapazierten. Obwohl am nächsten Tag wieder herrliches Paddelwetter war, entschloss sich Hannelore „widerwillig, doch aus überzeugung“ nicht weiter mit uns zu fahren. Hille und Konrad mussten wegen Krankheit aufgeben.
      So starteten wir noch zu zwölft nach Arbon. Eine schöne Tour, vorbei am Konstanzer Hafen, immer entlang an der schweizerischen Küste. Die nächste Etappe – Arbon-Bregenz – Lindau (Dreiländeretappe CH-A-D) war, trotz spiegelglatter See bei etwa 30°C sehr anstrengend. Höhepunkte des Tages waren die Besichtigung der Bregenzer Festspielbühne vom Wasser aus und die überquerung der Rheineinmündung in den Bodensee. Wir konnten gut beobachten, wie sich das eiskalte Gletscherwasser des Rheins langsam unter das Bodenseewasser schiebt.
      Nach Zeltaufbau und einem kühlen Getränk in Lindau war die Müdigkeit verflogen und wir begaben uns auf die Insel Lindau. Im Burggarten einer Gaststätte liessen wir uns erst einmal typisch einheimische Küche (Spätzle, Knödel…) munden, ehe wir einen ersten Stadtbummel unternahmen. Die Stimmung im Hafen und in der Stadt war an diesem Vollmondabend einfach wunderbar.
      Es folgte ein Ruhetag und „ausschlafen“ (bis 7 Uhr) war angesagt. Mit der Bahn ging´s diesmal nach Bregenz, wo wir den Hausberg der Bregenzer, den Pfänder bestiegen. Von oben hatten wir eine fantastische Aussicht und mal eine völlig neue Perspektive auf den Bodensee. Natürlich wurde auch die Festspielbühne - diesmal von Land aus - besichtigt. Zurück nach Lindau fuhren wir mit einem grossen Schiff.
      Beim gemeinsamen Frühstück bei völliger Windstille am nächsten Morgen gab Evi plötzlich Sturmwarnung – sie hatte die Warnleuchten der Strassenreinigung am anderen Ufer mit dem Blinken der Bodenseewarnleuchten verwechselt (Evi´s „mobiler Sturmwarnung“ sind wir noch öfter begegnet!).
      Keiner von uns ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass wir wirklich noch heftigen Wind bekommen würden. Wie so oft am Bodensee schlug das Wetter plötzlich um. Bis zum Mittag paddelten wir bei leichter Brise, auch im Windschatten einer Bucht – es machte richtig Spass!
      Für Abwechslung sorgte auch noch die Bundeswehr, die eine gross angelegte übung mit Fallschirmspringern und Rettungsaktion mit Booten machte. Das Vesper zur Mittagszeit schmeckte allen nicht mehr richtig, wir bemerkten, dass der Wind ständig zulegte.
      Die folgenden drei Stunden bis Friedrichshafen gingen an die Grenze der Leistungsfähigkeit der meisten, besonders die Einer hatten schwer zu kämpfen, Auf dieser Etappe zeigte sich wieder einmal, was echte Paddelkameradschaft heisst – die Zweier flankierten uns Einer die ganze Zeit, um bei drohender Kenterung hilfreich eingreifen zu können.
      Erholung bog das abendliche Sommerfest der Friedrichshafener Kanuten, die uns wie alte Bekannte in ihren Reihen aufnahmen. Die kommende Nacht war unruhig – der Sturm legte sich nicht, rüttelte an unseren Zelten, trotzdem starteten wir am Morgen – ohne Herbert und Herbert, da waren´s nur noch zehn!
      Nach drei Kilometer entschloss sich Mani in Fischbach zum Abbruch der geplanten Etappe. Was wir jetzt erlebten, war einfach grossartig! Die Kanuten vom WV-Fischbach organisierten uns in kürzester Zeit den Landtransport nach überlingen und bauten uns mit einem leckeren, schnell gezauberten Frühstück, sowie einem morgendlichen, musikalischen Frühschoppen auf. Ihnen gilt unser besonderer Dank.
      Georg, von den überlinger Kanuten, schlägt uns für den gewonnenen Nachmittag eine Stadtführung unter seiner Leitung vor und macht abends mit uns eine Weinprobe. Wir schaffen zu zehnt fast die für sechzehn geplante Menge.
      Tags darauf sieht der Bodensee aus, als ob es nie eine Welle darauf gegeben hätte. So wird die Umfahrt um den überlinger See zu einem wirklichen Genuss.
      Die nächste Etappe führte uns wieder nach Konstanz. Wehmütig fahren wir vorbei am ehemaligen DKV-Mainauzeltplatz, machen dann Rast am jetzigen DKV-Zeltplatz und sind froh, dass wir bis Konstanz weiterfahren können und nicht hier unsere vollgepackten Boote hinauf tragen müssen.
      Dieses Mal ist in Konstanz Zeit für eine Stadtbesichtigung. Zurück aus der Stadt werden wir am Bootshaus von den einheimischen Kanuten mit selbstgemachten Salaten und Gegrilltem empfangen.
      Die letzte Etappe begleiteten uns der Wanderwart des Bodensee-Kanu-Rings und seine Frau. Die Reichenau kann, wie geplant, angefahren werden. Einer Einladung zum Kaffeetrinken ans Bootshaus nach Iznang folgen wir gerne. Hier erhalten wir stolz unsere Wimpel und Stempel zur Bodenseeumrundung und ein T-Shirt als Andenken.
      Bei einem guten Essen und einer kleinen Auswertung lassen wir am Abend die Fahrt in Radolfzell ausklingen. Sie war anstrengend, erlebnisreich und doch sehr schön.
      Etwas Wehmut kommt besonders bei denen auf, die schon öfter an der Fahrt teilgenommen haben, denn Harald erklärten definitiv, dass es die letzte von ihm geführten Bodenseeumrundung war.
      Danke für die viele Arbeit der letzten Jahre!
      Zwei Dinge bleiben für mich noch, ausser der Fahrt, besonders in Erinnerung. Zum einen die überwältigende Gastfreundschaft bei allen angelaufenen Kanuvereinen am See, zum anderen die Erkenntnis, dass auch Kanuten, zu denen ich mich nach über 50 Jahren aktiven Paddelns eigentlich zähle, den Bodensee nicht unterschätzen sollten. Etappen wie die im Programm der Rundfahrt aufgeführten, gehen zum Teil an die Grenzen der Physis und erfordern sicheres Beherrschen des Bootes.

      Ingeborg Barth, Sömmerda/Thüringen

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Gruppenbild mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern...


Der 1. Tag ist vorbei bei guter Laune nach 47km...


1. wetterbedingter Halt im Gnadensee...


Der Bodensee zeigt sich von der harten Seite...


Ein sehr netter Empfang beim KC-Konstanz ersetzt alle Strapazen...


Arbon ist in Sicht mit dem schönen Appenzeller-Land im Hintergrund...


Ein verdienter Schluck auf die daheim gebliebenen...


Besuch der Seebühne in Bregenz...


Verladen der Boote in Fischbach...


2. Frühstück beim WV-Fischbach...


Eine fröhliche Weinprobe beim PC-Überlingen...


Harald der Macher vor seinem geliebten Bodensee...


So friedlich kann der Bodensee sein...


Alle freuen sich über den Bodensee-Umrundungswimpel und sind froh, dass sie es geschafft haben....

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